Mangelsymptome an Aquarienpflanzen

Aquarienpflanzen benötigen, wie alle anderen Pflanzen auch, verschiedene Nährstoffe, um gesund zu wachsen. Mangelsymptome an Aquarienpflanzen und das verstärkte Auftreten von Algen sind Zeichen für ein Nährstoffungleichgewicht im Aquarium. Regelmäßige Wasserwechsel und eine an die Bedürfnisse der Pflanzen angepasste Düngung schaffe Abhilfe bei solchen Problemen.
Für ein gesundes Wachstum benötigen Pflanzen 16 verschiedene Nährelemente die in einem bestimmten Verhältnis zueinander vorliegen müssen. Ist ein Nährstoff in zu geringer Menge vorhanden, begrenzt er das Wachstum der Pflanze und damit die Aufnahme der übrigen Nährstoffe.
Phosphat ist ein z. B. Nährstoff, an dem nur ein relativ geringer Bedarf besteht. Während die Pflanzen 1 mg Phosphat aufnehmen, benötigen sie zusätzlich 5 – 10 mg Nitrat und 10 mg Kalium. Fehlt einer dieser Nährstoffe, wachsen die Pflanzen schlecht und es wird weniger Phosphat aufgenommen. Die Folgen sind ein steigernder Phosphatgehalt im Aquarienwasser und das Auftreten von Pinselalgen. Eine Düngung mit den fehlenden Nährstoffen ermöglicht es den Pflanzen zu wachsen und das Phosphat zu verbrauchen. Auf die Weise lassen sich dann langfristig Pinselalgen durch die Düngung mit Nitrat oder Kalium „bekämpfen“.
Andersherum kann kann Phosphatmangel zu einem steigenden Nitratwert führen, der wiederum Grünalgen mit sich bringt. Eine Düngung mit Phosphat kann hier Abhilfe schaffen.

Die Aufnahme von Nährstoffen wird durch Umweltfaktoren (Temperatur, pH-Wert) und durch Konkurrenz mit anderen Nährstoffen beeinflusst. Beispielweise kann eine Überdüngung mit Eisen zu Manganmangel führen. Für den Aufbau von Zellulose, Stärke, Eiweißen, Fetten und Farbstoffen in der Pflanzen, sind Enzyme notwendig, die aus verschiedenen Nährelementen aufgebaut sind. Ist die Bildung dieser Enzyme durch einen Mangel an Mikronährstoffen oder Energiemangel gestört, kann es zur Ausprägung von Mangelsymptomen für einen Nährstoff kommen, der eigentlich in ausreichendem Maße im Wasser vorhanden ist (induzierter Mangel). Nährstoffmängel sind darum nur gezielt zu bekämpfen, wenn zur Diagnose neben der gesamten Pflanze, auch die Begleiterscheinungen wie der Algenwuchs oder biogene Entkalkung und die Wasserwerte berücksichtigt werden.

Funktion der Pflanzennährstoffe

Alle Pflanzennährstoffe haben im Stoffwechsel der Pflanze eine Funktion, in der sie nicht durch andere Elemente ersetzt werden können. Es sind also alle Elemente gleich wichtig und alle unverzichtbar.
Kohlenstoff (C), Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H) sind der Hauptbestandteil von Cellulose, Hemicellulose und Pektin, die die Zellwände bilden. Diese drei Elemente sind zusammen auch in Eiweißen, Enzymen, der DNS und im Chlorophyll, sowie in allen anderen Molekülen der Pflanze enthalten.
Stickstoff (N) ist Bestandteil der DNS. Es ist in Enzymen, im Chlorophyll, in verschiedenen Pflanzenhormonen und in zahlreichen anderen Verbindungen.
Phosphor (P) ist der wichtigste Energieträger im pflanzlichen Stoffwechsel. Er ist unverzichtbar für die Funktion von Membranen und auch Bestandteil der DNS.
Kalium (K) ist wichtig für den Wasserhaushalt und den Zellinnendruck. Es aktiviert verschiedene enzymatische Reaktionen.
Kalzium (Ca) stabilisiert die Zellwände und die Membranen und dient im Zellsaft als Botenstoff.
Magnesium (Mg) ist als das Zentralatom des Chlorophylls unersetzlich für die Photosynthese und auch für die Bildung von Eiweißen ist es unverzichtbar.
Schwefel (S) ist Bestandteil von Eiweißen und DNS. Er ist auch notwendig, damit die Pflanze Stickstoff aufnehmen kann. Abhängig von der Pflanzenart kann Schwefelmangel Symptome von Stickstoffmangel oder Stickstoffüberdüngung verursachen.
Eisen (Fe) ist Bestandteil von Chlorophyll-Vorstufen. Es ist außerdem wichtig für den Stickstoff-Stoffwechsel.
Bor (B) beeinflusst viele Stoffwechselvorgänge. Besonders wichtig ist es bei der Zellteilung an den Trieb- und Wurzelspitzen.
Mangan ist wichtig für die Photosynthese, schützt die Zellen vor freien Radikalen und ist an der Bildung von sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe beteiligt.
Kupfer, Zink und Molybdän sind als Co-Faktoren an verschiedenen Stoffwechselvorgängen beteiligt.
Chlor dient zur Aufrechterhaltung des osmotischen Drucks und des elektrischen Gleichgewichts in der Zelle. Es ist außerdem notwendig für sauerstoff-reduzierende Reaktionen bei der Photosynthese.

Ein Flyer mit dieser Übersicht ist bei der ehemaligen Regionalgruppe NRW erhältlich und kann auch hier herunter geladen werden.
Grafik von Maike Wilstermann-Hildebrand

Mangelsymptome erkennen

Aufgrund der unterschiedlichen Funktion der verschiedenen Nährstoffe in der Pflanze, verursachen Mängel die typische Symptome an verschiedenen Pflanzenteilen.

an allen Pflanzenteilen sichtbare Symptome:

rote oder weiß-panaschierte Pflanzen werden grün; Pflanzen schwächlich; Stängel dünn, bei Rosettenpflanzen Blätter klein; bei Stängelpflanzen lange Internodien, wenig Blätter: Lichtmangel

Blätter und Stängel von Froschbissgewächsen glasig: Kupfertoxizität

Symptome beginnen an den älteren Blättern:

hellgrüne bis gelbe Farbe der älteren Blätter: Nährstoffentzug aus den älteren Blättern nach Neupflanzung oder Umsetzen

Aufhellung aller Blätter beginnend bei den ältesten; Pflanzen klein, wenige Verzweigungen: Stickstoffmangel, Wurzelschäden oder Fäulnis im Bodengrund

Jungpflanzen und Stecklinge kümmern; an älteren Pflanzen zunächst an den Adern der älteren Blätter und den Stängeln rötliche Verfärbungen, später an der ganzen Pflanze schmutzig dunkelgrüne bis blaugrüne Blätter; Pflanzen steif (Starrtracht); mögliches Absterben der Blätter von der Spitz her; verringertes Wachstum: Phosphatmangel

Chlorosen in den Interkostalfeldern geben dem Blatt ein marmoriertes Aussehen; Blattadern und Blattränder bleiben zunächst grün; aus den Chlorosen können sich Nekrosen entwickeln: Magnesiummangel

Blattränder werden zwischen den Adern chlorotisch und bilden einen hellen Saum um das Blatt; bei anhaltendem Mangel sind alle Blätter betroffen: Calciummangel

Große, chlorotische Flecken auf den Blattspreiten, in denen sich punktförmige bis flächige Nekrosen bilden; zum Teil Lochbildung; verkürzte Blattlebensdauer: Kaliummangel
 

Symptome beginnen an den jüngeren Blättern:

in den Interkostalen jüngerer Blätter, mosaikartige Chlorosen, Adern bleiben grün, Übergang zu größeren gelben Flecken und Nekrosen oder schwarzen Punkten: Manganmangel

Chlorosen in den Interkostalfeldern jüngerer Blätter: Zinkmangel

jüngste Blätter klein, verdreht und/oder verkrüppeln: Kalziummangel, Bormangel, Zinkmangel, Kupfermangel

Junge Blätter sind hellgrün bis zitronengelb, rosa oder weiß, Blattadern bleiben zunächst grün: Eisenmangel

jüngste Blätter einschließlich der Blattadern hellgrün bis gelb, Blattadern heller als Blattspreite, gehemmtes Sproßwachstum: Schwefelmangel

jüngste Blätter zuerst tiefgrün bis blaugrün, später chlorotisch, Absterben zusammen mit der Sproßspitze: Bormangel

Absterben der Sproßspitze: Kalziummangel, Bormangel oder Kupfermangel
 

Gezielt Düngen

Da Nährstoffmängel nicht nur durch das Fehlen des Nährstoffs (akuter Mangel), sondern auch durch eine behinderte Aufnahme oder eine eingeschränkte Verstoffwechselung (induzierter Mangel) verursacht werden können, ist es unverzichtbar beim ersten Auftreten eines neuen Mangels eine Wasseranalyse zu machen. Es ist möglich, dass sich die Probleme durch Wasserwechsel oder eine pH-Wert Regulierung beheben lassen. Möglicherwiese liefert das Wechselwasser nicht genug von einem Nährstoff (z. B. Kalium, Kalzium, Magnesium) oder zuviel davon (z. B. Kalzium, Phosphat). Eine Änderung im Wechselrhythmus oder die Zugabe von Regenwasser / Osmosewasser kann dann möglicherweise schon Abhilfe schaffen.
Ist das Problem das fehlen eines Nährstoffs, muss ein Dünger gewählt werden, der diesen Nährstoff enthält. Es gibt sehr gute Dünger, bei denen auf der Verpackung angeben ist, welche Nährstoffe sie enthalten. Diese Dünger sind alle gut, aber nicht für jedes Aquarium geeignet. Weil jedes Aquarium anders ist, habt ihr nicht unbedingt den vollen Erfolg mit dem Dünger, den euch irgendjemand in einem Forum empfiehlt. Wenn ihr mit einem Dünger keinen Erfolg habt oder er sogar eine Algenblüte verstärkt, dann ist nicht der Dünger schlecht, sondern ihr habt den falschen Dünger gewählt. So gibt es zum Beispiel Dünger mit Phosphat, Kalium und Mikronährstoffen für Aquarien mit hohem Nitratgehalt. Für Aquarien mit hohem Phosphatgehalt gibt es Dünger mit Stickstoff, Kalium und Mikronährstoffen. Eine Düngung mit einem Eisen-Dünger hat nur Erfolg, wenn die Ursache für den Mangel tatsächlich ein aktuter Mangel an Eisen ist und nicht die Ausfällung durch Phosphatüberschuß und ungünstigen pH-Wert.
Achtet also bei der Wahl des Düngers darauf, dass er die Nährstoffe enthält, die euer Aquarium wirklich braucht.

Text von: Maike Wilstermann-Hildebrand